Die Geschichte des Ortes – Auszüge aus der Wettbewerbsausschreibung 1992
Das Gebiet des zur Stuttgarter Innenstadt gehörenden Boschareals wird von der Hegel- Holzgarten- Schloß- und Seidenstraße umschlossen. Es befindet sich zwischen der aus dem Mittelalter stammenden Altstadt und dem im 19. Jahrhundert entstandenen Erweiterungsgebiet im Stuttgarter Westen.
Die Industrialisierung setzte in Stuttgart erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Die gängigen Vorstellungen vom Fabrikbau forderten einen reinen Zweckbau und daher ein ästhetisches anspruchsloses, hässliches Gebäude. Man erkannte, dass diese Bauten auch wichtige Werbeträger der Unternehmen waren. Insbesondere dann, wenn diese in enger Nachbarschaft zu Wohnhäusern, Schulen und Verwaltungsbauten angesiedelt waren wie in Stuttgart, wo es keine abgeschlossene Industriegebiete gab, sondern die meisten Fabriken mitten im Stadtgebiet standen.
Natürlich hatte auch die Stadtverwaltung aus diesem Grund das anliegen, die Fabrikgebäude in das Erscheinungsbild der Stadt einzufügen und benützte neben der Württembergischen Bauordnung, Ortsbaustatut der Stadt Stuttgart sowie der Bau- und Feuerpolizeiordnung von 1871 auch die Gewerbeordnung für das Deutsche Reich, die am stärksten das Aussehen der Gebäude beeinflusste. In diesem Gesetz wurden Gebäudeabstände, -höhen und –längen sowie Dachneigungen festgelegt. Gebäude, die an Hauptstraßen lagen, mussten „der Bedeutung der Straßen und Plätze entsprechen und eine angemessene architektonische Ausbildung zeigen“. Die Fabrikbauten der Firma Bosch lagen auch an Hauptstraßen und mussten daher eine adäquate Fassadengestaltung vorweisen. Seit 1974 dürfen aus Repräsentationsgründen keine einstöckigen Vordergebäude mehr im Stadtgebiet errichtet werden, wodurch der Transport von Produktionsmaschinen innerhalb eines Gebäudes und zwischen den Gebäuden natürlich sehr erschwert wurde. Deshalb wurden auch die Bauten des Boschareals durch mehrgeschossige Übergänge miteinander verbunden.